Innenpersonen entstehen bei der DIS meist, wenn extreme Gewalt oder Traumata schon sehr früh im Leben (vor dem 5. Lebensjahr) stattfinden. Dabei spaltet sich die Persönlichkeit in verschiedene Anteile auf, um das Unerträgliche auszuhalten. Anders als bei der Ego-State-Disorder gibt es bei DIS nicht nur Persönlichkeiten, die traumatische Erinnerungen tragen, sondern auch solche, die alltägliche Aufgaben übernehmen und keine direkten Traumaerinnerungen haben. Das System braucht also mehrere „Innenpersonen“, um sowohl mit dem Trauma als auch mit dem Alltag zurechtzukommen.
Diese Innenpersonen entwickeln mit der Zeit eigene Lebensgeschichten, Ansichten, Charakterzüge und Aufgaben. Sie sind eigenständig und unterscheiden sich deutlich voneinander. Die Bezeichnung „vollabgespaltene Persönlichkeitsanteile“ empfinden viele Betroffene als nicht passend für ihr Erleben.
Die Dissoziation ist bei DIS so tiefgreifend, dass es auch im Alltag zu Zeitlücken (Amnesien) kommt, wenn zwischen den Persönlichkeiten gewechselt wird. Oft weiß eine Innenperson nicht, was die andere getan hat. Diese Wechsel passieren meist unwillkürlich und sind nicht bewusst steuerbar.
Typisch ist, dass es ein „Alltags-Ich“ gibt, das vom Trauma distanziert und oft amnestisch ist. Die emotionalen Anteile, die beim Trauma entstanden sind, können durch Trigger wieder ins Bewusstsein dringen und starke Gefühle oder Erinnerungen auslösen.
Kurz gesagt:
Bei DIS gibt es verschiedene, eigenständige Innenpersonen mit unterschiedlichen Aufgaben und Erinnerungen. Sie helfen, das Trauma zu verarbeiten und den Alltag zu bewältigen, sind aber oft so getrennt, dass es zu Erinnerungslücken und unkontrollierten Wechseln kommt.